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Digitalisierung und Technologisierung des Studiums setzen an verschiedensten Stellen an, von Quantifizierungen der Lehre über Erweiterungen in multimedialer Präsentation. In meinem Text spreche ich ganz oberflächlich einige dieser Möglichkeiten an, ohne dass diese direkt als gut oder schlecht gewertet werden. Darüber lässt sich viel besprechen.

 

Bei der Ankunft am Seminar logge ich mich automatisch in das globale Hochschulbildungstool ein. Meine Daten werden mir angezeigt und ich sehe auf meiner Kontaktlinse die Punktezahlen und Ranglisten der Institute, sowie Universitäten. Ich scrolle ein bisschen gelangweilt durch die Zahlenreihen: Nichts Überraschendes. Beim Eingang in das Gebäude wartet ein Kaffee in einer Box, den ich auf dem Weg vorbestellt hatte. Die 0.001 Uni-Basel-Coins werden mir von meinem Konto abgezogen. Kaffee ist teurer geworden. Wie alle Produkte, die erst um die halbe Welt reisen, bevor sie bei mir ankommen.

Im Seminarraum warten bereits andere Studierende. Sie reden, lesen etwas oder sitzen ruhig da. Die Stille, mit der einige von ihnen dasitzen, ist der einzige Hinweis darauf, dass anstelle ihrer Körper projizierte Avatare anwesend sind. Diese sind von den Studierenden auf «hold» gestellt worden. Ob die Veranstaltungen vor Ort besucht werden, oder von zuhause aus, mit Virtual Reality und einer Projektion des Avatars in den Seminarraum ist den Studierenden heute selbst überlassen. An die unsaubere und störungsgeladene Online-Lehre von vor 10 Jahren erinnert die Situation hier kaum noch. Nur wenn ich die Augen zu schnell bewege, sehe ich ein Flickern in den Hologrammen, ein letztes Indiz auf ihre Beschaffenheit.

Die Sitzung beginnt und an den Wänden des Seminarraums erscheint ein Gesicht. Die Person beginnt das heutige Programm vorzustellen, während sich der Raum abdunkelt und der Ton umherwandert. Ein Virtual-Assistant mit KI unterstützt die Dozierenden in Technik- und Präsentationsangelegenheiten. Diese Sitzung ist voraufgenommen. Die Dozentin ist bei Fragen verfügbar, arbeitet aber nebenbei an einem anderen Projekt. Bei nicht-live Sitzungen lässt sich ausserdem Falschinformation oder ein Faut-Pas verhindern. Im Vorhinein aufgenommene Veranstaltungen können durch verschiedene automatisierte Systeme geladen werden, die auf möglicherweise problematische Aussagen oder hinweisen. Alles auf freiwilliger Basis natürlich. Im Video wandert die Dozentin umher, erzählt über das Thema und die Literatur und weist Gruppenarbeiten zu. Das heutige Thema: Erholung und Stress – Alternative Ansätze einer Entdigitalisierung der Lehre.